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  • 24
  • Mar

Wenn´s zwickt & schmerzt

und warum es oft anders ist, als es scheint!

Wenn´s zwickt & schmerzt

Wenn es für mich als Trainer um das Thema Schmerzen und Bewegungseinschränkungen geht, ist man natürlich immer dazu angehalten, die Störfaktoren im Einzelnen aufzudecken und zu behandeln.

Der Gedanke ist wie ich finde absolut richtig, ist dieser Ansatz doch immer noch in aktuellen Studien- und Lehrbriefen von Sport-und Fitnessausbildungen zu finden.

Klingt soweit ganz logisch, oder?

Doch worauf ich eigentlich hinaus will, möchte ich Ihnen an einem kleinen Beispiel verdeutlichen: Stellen Sie sich vor, Sie haben Schmerzen in der rechten Schulter und es schmerzt bei jeder Armbewegung. Was denken Sie, wie Ihr Gehirn darauf reagieren wird?

Es wird nach neuen Bewegungsmustern suchen, um die schmerzhafte Bewegung zu unterbinden und Sie dazu veranlassen, neue schmerzfreie Bewegungen auszuführen. Soweit so gut. Das Problem ist jedoch, dass diese Bewegungen in 99,9% der Fälle völlig unphysiologisch sind und der gesunde Arm nun die fehlende Bewegung des schmerzenden Arms ausgleichen muss. Während also die eine Körperhälfte quasi in Rente geschickt wird, muss die andere Körperhälfte Überstunden machen.

Und mit jedem Tag schleift sich ein neues Bewegungsmuster ein, welches vom Kleinhirn feinsäuberlich abgespeichert wird.

Leider ist das noch nicht das Ende vom Lied,da der menschliche Körper ein Meister der Anpassung ist. Egal ob an Kälte, Hitze, Belastung oder sonstige äußere Einflussfaktoren: der Körper ist 24/7 damit beschäftigt, sich an die vorherrschenden Umstände anzupassen – so auch an neue Bewegungen und Gelenkpositionen.

Und wenn Sie ab sofort die meisten Bewegungen nur noch noch mit den Extremitäten der nicht schmerzenden Seite durchführen, was denken Sie wird passieren? Die gesamte Spannung im Körper wird sich verändern und sich dieser neuen Belastung anpassen. Und wo am Anfang „nur“ ein Schulterschmerz war, können sich langfristig Probleme an ganz anderen Stellen des Körpers manifestieren.

Als hervorragendes Beispiel möchte ich an dieser Stelle das „Tensegrity Modell“ erwähnen, das eben diese Veränderung von Spannungsverhältnissen im Körper bestens skizziert. Denn da die elastischen Bänder (Muskeln, Faszien) in einer Tensegrity-Konstruktion durchgehend sind und die komprimierten Teile (»Knochen«) isoliert schweben, erzeugt jegliche durch Druck auf einen Knochen oder Zug an einem einzelnen Band verursachte Deformation eine Spannung, die sich gleichmäßig auf die gesamte Konstruktion verteilt. Diese wiederum löst nicht eine große Deformation an einer Stelle aus, sondern viele kleine, über die gesamte Konstruktion verteilte Deformationen.

Und nun stellen Sie sich bitte vor, Sie würden es tatsächlich schaffen, die Schmerzen in der Schulter zu beseitigen! Würden Sie sich deswegen wieder ganz normal bewegen? Mitnichten! Die Schmerzen sind zwar weg, aber das zwischenzeitlich erlernte „ungesunde“ Bewegungsmuster ist noch da.

Denn ein Schmerz ist nur ein Signal, quasi ein Output des Gehirns . Er ist jedoch nie die Ursache, weshalb selbst nach Reduzierung oder gar Verschwinden des Schmerzes das Problem meistens immer noch besteht. Lassen Sie uns zur Verdeutlichung nochmal das Beispiel der schmerzenden Schulter hervorholen. Ich habe in meiner beruflichen Karriere schon unzählige Fort-und Weiterbildungen absolviert und ich kann Ihnen versichern, es gibt eine unüberschaubare Anzahl von Übungen & Behandlungsmethoden für Schulterschmerzen. Viele funktionieren tatsächlich und entfalten auch nach kürzester Zeit ihre Wirkung. Sie bekämpfen zwar das Symptom, jedoch nicht die Ursache!

Und gerade im Falle von Schulterproblematiken ist die Ursache bei den meisten Menschen ganz woanders zu suchen. Allzu oft sind die Schulterschmerzen nur eine Folge von Fehlhaltungen und eingeschränkter Mobilität der Brustwirbelsäule oder der Hüfte. Würde man sich also ausschließlich auf die Schmerzsymptomatik der Schulter konzentrieren, die ursächlichen Einschränkungen der Brustwirbelsäule und der Hüfte außer acht lassen..... naja, Sie wissen schon worauf ich hinaus will!

Daher ist es umso wichtiger, ein betroffene Stelle im Körper nie isoliert zu betrachten, sondern den Körper als ganzheitliches Spannungsnetzwerk zu betrachten, um auf diese Weise ungesunde Bewegungsabläufe aufzudecken und durch neue gesündere Bewegungsmuster zu ersetzen.

Getreu dem Motto von Gray Cook, dem Pioneer für Funktionelles Training & Bewegung: „First move well, then move often.“

Ihr Coach

Christian Bahl